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Aus dem Gildenweg Nr. 4 / 2001

 

aus der Zeitschrift Lagerfeuer, Dezember 1950

aus der Sammlung des Pfadfindermuseums und Instituts für Pfadfindergeschichte

 

Der Weihnachtsfriede

(aus "Lagerfeuer", 4. Jahrgang, Dezember 1950)

Mitten im Heim, da habt ihr den Adventkranz aufgehangen. Als die erste Kerze entzündet wurde, hast du froh in das einsame Licht geblickt, und ganz von Ferne glaubtest du das Tönen der Weihnachtsglocken zu hören. Als die zweite Kerze aufflammte, da glänzten deine Augen, als wollten sie sagen: Bring' uns den Frieden! Und mit dem dritten Lichte am Kranze, da flackerte in dir die ganze Sehnsucht nach Frieden mit auf.

Dann kam der Abend, an dem ihr die vierte Kerze angezündet habt. Ihr standet im Kreise, Hand in Hand. Dein sonst so frohes Bubenherz war ganz still. Nun war dein Entschluss gereift. Ganz klar und hell, wie die Lichter dort droben, leuchtete es aus dir heraus: Ich will Frieden machen!

Frieden mit Karl, meinem Schulkameraden, mit dem ich seit langem im Streit bin; Frieden mit meinem jüngeren Bruder in all den häuslichen Zänkereien; Frieden mit meinem Lehrer, in dem ich ab heute mein Bestes in der Schule leiste; Frieden mit Vater und Mutter, denen ich manchen Ärger brachte; Frieden - in mir selber, mit meinem Jähzorn, meiner Nachlässigkeit, meinen Prahlereien ...

Und als du dann am Weihnachtsabend zur Kirche gingest, war es dir, als kämest du wie einer der Heiligen Drei Könige, die mit kostbaren Geschenken zur Krippe eilten, um das Kind in der Krippe anzubeten. Denn du trugst ein kostbares Geschenk mit zur Krippe, um es dort Jesus, dem göttlichen Kinde, vor die Füße zu legen: den Frieden in deinem Bubenherzen!

Und als das Kind in der Krippe seine Arme nach dir ausstreckte, knietest du nieder, um auch mit Ihm, der der Welt den ewigen Frieden geschenkt hat, dich auszusöhnen.

Dein Bubenherz aber frohlockte und jubilierte: Christus, der Retter ist da!