A.E.I.O.U. 

„Austriae est imperare orbi universo“ - „Alles Erdreich ist Österreich untertan“ 

Ein Bericht von Adolf Klarer

 

Kaiser Friedrich III. (1415-1493) aus dem „Hause Österreich“ verwendete die fünf Vokale als seinen geheimnisvollen Wahlspruch zu Ehren Österreichs.

Diese fünf Vokale standen am Beginn eines Zeitalters, dem Österreich kraft seiner Größe und Macht, aber auch dank einer weisen Politik seiner Herrscher den Frieden und den Wohlstand zu geben und zu sichern sich bemühte.
Den Frieden zwischen den Völkern zu geben und zu sichern, ist mit eine der vornehmsten Aufgaben der Pfadfinderbewegung. 
Es war daher sehr sinnvoll, die Teilnahme der Pfadfinder Österreichs am 9. Weltjamboree 1957 unter diese Devise A E I O U zu stellen.  

Durch zwei Unternehmungen sollte diese Losung allen teilnehmenden Nationen bewusst werden: durch ein Preisausschreiben und die Vorführung in der Arena.

Das A E I O U – Preisausschreiben

Auf der Hinfahrt konnte jeder österreichische Pfadfinder für 1,- Schilling eine Karte erhalten, die er an einen ausländischen Pfadfinder weitergeben konnte. Er sollte die richtige Sinndeutung dieser Buchstaben eintragen und die Karte beim österr. Stab abgeben. Dem Sieger winkte eine Fahrkarte von Sutton Park nach Wien und zurück. Aus über tausend richtigen Einsendungen wurde ein 13jähriger englischer Pfadfinder gezogen.
Dieser erzählte, dass er die Karte von einem Salzburger Kornetten bekommen hat, mit dem er schon seit einiger Zeit Briefkontakt hatte. 

 

Die A E I O U – Vorführung in der Arena

Die 800 Mitglieder der österreichischen Delegation stellten kurze, einprägsame Szenen der wechselvollen Geschichte der österreichischen Pfadfinderbewegung dar. 
Es begann mit dem Einzug von drei stattlichen Kolonnen. Die beiden äußersten besetzten im großen Umriss die Grenzen Österreichs. Die mittlere Kolonne umfasste die Musik sowie die Träger besonderer Aufgaben. Von ihr zweigten fünf Roverpfadfinder ab, die im Hintergrund Aufstellung nahmen, wobei sie die Vokale A E I O U auf großen weißen Tüchern rot geschrieben, die sie in Form eines Umhanges trugen, zeigten. Zwischen ihnen die rot-weiß-rote Fahne und die Pfadfinderfahne. 


Während ein Pfadfinder eine Tafel mit den Jahreszahlen 1911 bis 1938 bei den Zuschauern vorbeitrug, spielte sich innerhalb der gestellten Grenzen Österreichs das fröhliche, unbekümmerte Leben ab: Salzburger Pfadfinder boten Volkstänze mit bösen und guten Perchten, Führer*innen aus dem Indaba stellten Tanzszenen dar, Vorarlberger Pfadfinder brachten den lustigen Müllertanz, steirische Pfadfinder abwechslungsreiche Pfadfinderspiele.
Plötzlicher dumpfer Trommelwirbel, der immer heftiger wurde und dann mit drohenden Trompetenstößen begleitet wurde. Gleichzeitig lösten sich aus dem Hintergrund vermummte Gestalten, die erst langsam und dann immer schneller das Spielfeld durchquerten. Die Tafel mit den schicksalsschweren Jahreszahlen 1938 bis 1945 wurde gezeigt. Die Fahnen sanken zu Boden, die fünf Vokale wurden verhüllt, das frohe Treiben verschwand und die Pfadfinder, die die Grenze gebildet hatten, sanken nieder, den grauen Wetterumhang über sich geworfen. Eine beklemmende Stille folgte.
Dann erklang der befreiende Fanfarenstoß! Die Tafel mit der Jahreszahl 1945 erschien.


Die Fahnen wehten wieder. A E I O U wurde wieder gezeigt. Die Pfadfinder an der Grenze zeigten wieder ihre Uniform, sie ehrten ihre gefallenen Kameraden. Inzwischen erschienen die vier Alliierten in charakteristischen Kleidern und reichen sich in Wien die Hand. Dann löst sich eine Schar von Pfadfindern und trägt gut sichtbar die Jamboreefahne von 1951 in das Zentrum Österreichs und es erklingt das Jamboreelied von Bad Ischl. 
Zur selben Zeit aber entstanden an der Ostgrenze Absperrungen, bewacht von düsteren Gestalten in dunklen Mänteln: der „Eiserne Vorhang“.
Während nun die Tafel mit der Jahreszahl 1955 vorbeigetragen wurde, reichten sich die vier Alliierten zum Abschied die Hände und zogen in verschiedene Richtungen ab. Die Pfadfinder jubeln und schwenken rot-weiß-rote Fähnchen.
Inzwischen ist es hinter dem „Eisernen Vorhang“ lebendig geworden. Immer wieder gelang es einzelnen und dann auch kleinen Gruppen durch die Absperrung nach Österreich zu kommen. Manche erlitten Verletzungen, die von hinzueilenden österreichischen Pfadfindern verbunden wurden. Viele, der über die Grenze Gekommenen zeigten ihre eigene, bisher verborgene Pfadfindertracht und schwenkten eine rot-weiß-grüne Fahne. 
Unter den Klängen froher Marschrythmen verließ die österreichische Delegation die Arena.